Dienstag, 28. Januar 2014
Erwartungen
Von ihr habe ich nichts zu erwarten. Das meinte ihr mittlerer Sohn vor ziemlich genau einem Jahr zu mir. Und das meinte er nicht einmal im Sinne materieller Werte.

Wir alle haben Erwartungen, am so ziemlich jeden. Von Verkehrsteilnehmern erwarte ich, dass sie die Verkehrsregeln kennen und einhalten und dass sie ihr Fahrzeug unter Kontrolle haben. Von Kassiererinnen erwarte ich, dass sie mir den korrekten Preis nennen und mir passend Wechselgeld zurück geben. Von Menschen in einem Lokal erwarte ich, dass sie es unterlassen, hörbar zu rülpsen, schmatzen oder zu furzen. Ganz allgemein erwarte ich, dass sich jemand eine Hose anzieht, bevor er das Haus verlässt. Unter anderem.

Von ihr aber habe ich tatsächlich nichts mehr zu erwarten. Ihr Sohn meinte damals sinngemäß zu mir: 'Sie war noch nie die hellste Kerze auf der Torte, aber in den letzten Jahren hat sie sich ihr Bisschen Resthirn rückstandsfrei weggesoffen.' Damals war mir die Tragweite dieser Aussage noch nicht in Gänze klar und ich wollte es nicht wahr haben, doch mittlerweile weiß ich, er hatte und hat Recht.

Wenn sie sich morgens eine Hose anzieht, bevor sie das Haus verlässt, dann nicht, weil man das von ihr erwarten kann. Das ist nur noch blanker Zufall.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mut zur Lücke
Neulich schaute ich abends bei ihr vorbei. Sie war gerade dabei zu kochen und hatte schon den Tisch gedeckt. Offensichtlich hatte sie sich wie immer derb einen eingeschenkt. Ich fragte sie, ob ihr Sohn schon da sei (er ist der Grund, warum es warmes Essen erst abends gibt). Sie verneinte. Darauf meinte ich, dass sie dann doch essen solle, da ihr Sohn 90 Minuten zu spät sei. Entweder machte er richtig viel Überstunden oder wäre noch mit der Freundin unterwegs, aber nach mehr als 90 Minuten brauche man wohl nicht auf ihn zu warten.

Wir setzten uns und aßen. Da hörten wir Schritte im Treppenhaus, die Wohnungstür ging auf und wieder zu, Schritte im Flur. Ihr Sohn stand in der Tür.

"Das ist ja schön, dass ihr schon ohne mich anfangt."
"Ach, da bist du ja, wieso kommst du so spät?"
"Hallo?! Ich bin seit eineinhalb Stunden zu hause und warte aufs Essen."
"Dann hättest du ruhig mal 'hallo' sagen können, anstatt dich einfach nach oben zu schleichen."
"Ich habe dich begrüßt, ich habe in der Küche direkt neben dir die Katzen gefüttert, wir haben uns über die Arbeit unterhalten!"
"Ach, Blödsinn, das kann ja gar nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen."
Er schüttelte nur noch den Kopf.

Danach habe ich mir bei jeder Gelegenheit einen Spaß daraus gemacht, ihn zu ermahnen, sich nicht vorbei zu schleichen und alle zu begrüßen. Er fand das nicht witzig. Nicht ein Bisschen!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 27. Januar 2014
Montag
Heute Morgen sah ich sie kurz durch die Glastür ihrer Wohnung. Sie kam aus dem Arbeitsszimmer und ging den Flur entlang. Fast normal, aber dann ein Ausfallschritt nach rechts, mit der Schulter gegen die Wand, dann weiter geradeaus. Es war mal wieder klar, wohin die Reise gehen würde.

Am Abend bat sie mich, für ihre Familie zu kochen. Italienische Gemüsepfanne. Sie wollte auch schon alles vorbereiten. Ich komplimentierte sie aus der Küche, bevor sie anfangen konnte. Ob ich es ihr nicht zutrauen würde, Gemüse klein zu schneiden? Doch natürlich...

In Wahrheit wäre sie dazu nicht mal nüchtern in der Lage. Gleiches Gemüse in gleich große Stücke, verschiedene Sorten in verschieden große Stücke, die Größe antiproportional zur Garzeit - genau so gut hätte sie versuchen können, ein Gedicht auf Farsi auswendig zu lernen.

Hätte ich sie machen lassen, hätte sie wohl das fünffache der benötigten Menge so zerhäckselt, dass man daraus nichts mehr hätte kochen können. Dazu hätte sie sich sicher übelst in den Finger geschnitten. Wahrscheinlich hätte sie sogar angefangen, selber zu kochen. Halb verkohlt, halb roh, völlig versalzen. Im besten Fall.

Immer wieder kam sie in die Küche und fragte, was sie helfen könnte. Dazwischen verschwand sie wieder nach nebenan. Schraubverschluss auf, gluckgluckgluck, Schraubverschluss zu. Mmmhhmmm, der Kampf mit dem Sodbrennen. Dann stand sie wieder da.

Ich bat sie, den tisch zu decken. Das tat sie. Minuten später stand sie wieder da. Als ich sie ignorierte, erklärte sie, dass sie jetzt den Tisch decken würde. Dann stand sie mehrere Minuten vor dem bereits gedeckten Tisch. Etwas stimmte nicht mit ihrem Plan, sie kam nur nicht darauf, was es war. Dann ging sie wieder nach nebenan. Gluckgluckgluck. Mmmmhhmmm.

Während des Essens pustete sie ständig auf ihre Gabel. Die ätzende Weißweinfahne schlug mir brutal ins Gesicht. Wieder. Und wieder. Ich hätte kotzen können.

Eigentlich will ich nur noch kotzen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 25. Januar 2014
Wochenende
Samstag 16:27 Uhr.

Heute Mittag hat sie Bigos gekocht, einen Kuchen gebacken und sich dabei die Hucke voll gesoffen. Nur letzteres mit gutem Erfolg.

Sie hat die Hälfte ihres Mittagsessens rund um ihren Teller und auf ihrer Kleidung verteilt und als sie schwankend durch die Bude getorkelt ist, stieß sie immer abwechselns rechts, links gegen Wände und Türrahmen.

Jetzt liegt sie wie immer in Wohnzimmer auf der Couch und schnarcht wie ein Pferd, in der Glotze läuft irgend eine Scheiße auf den Privaten, die Küche sieht aus wie Sau.

Höffentlich muss ich sie heute nicht mehr sehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment