Dienstag, 10. Juni 2014
Widerbesuch
Die versoffene Antagonistin dieser Seite hat eine Bekannte aus Süddeutschland, welche sie im Internet kennen gelernt hat und mit der sie jedes Jahr einen Urlaub verbringt. Diese Bekannte wiederum hat eine Cousine in Australien. Unsere Saufnase und diese Bekannte haben vor zwei Jahren die Hälfte ihres sechswöchigen Australienaufenthalts bei ebendieser Cousine verbracht. Jetzt steht ein dreitägiger Gegenbesuch an. Heute Nachmittag wurden Freundin und Cousine hier im Haus erwartet. Womit ich als Mithausbewohner übrigens nichts zu tun habe, das nur am Rande.

Gegen 15 Uhr hörte ich Stimmen aus dem Garten. Ein Blick vom Balkon ließ mich erkennen, dass zwei mir unbekannte Frauen an einer der Sitzecken im Garten Platz genommen hatten. Wer das war, konnte ich mir logischerweise denken. Offensichtlich hatte auf ihr Klingeln niemand reagiert. Ich ging also nachschauen.

Schon in ihrem Flur sah ich, dass sie löblicherweise nochmal nass durchgewischt oder es zumindest versucht hatte. Der halbvolle Putzeimer stand mitten im Flur, der Schrubber lag lang daneben. Aus der Küche roch es komisch. Obwohl die warme Mahlzeit des Tages noch circa dreieinhalb Stunden in der Zukunft lag, hatte sie schon losgelegt. Während in einem großen Kochtopf Spargel zu Matsch verkochte, verwandelte der Backofen Kartoffeln in Braunkohle.

Sie lag im Suff auf der Couch. Ich sprach sie an: "Dein Besuch ist da." "Hää? Besuch?" war ihre Antwort. Irgendetwas schien ihr zu dämmern, denn sie stand auf und schwankte in Richtung Garten, von wo aus die Stimmen der Gäste deutlich zu vernehmen waren. "Hallo, hihihi, da seid ihr ja schon." Sie sah aus wie eine Obdachlose, der man mitten in der Nacht den Karton weggezogen hatte. Sie roch auch nicht gut. Ich entzog mich der Situation sofort wieder und ging in meine Wohnung.

Eigentlich hätte mir das irgendwie peinlich sein sollen. Zumindest fremdschämen hätte ich mich können. Aber innerlich habe ich stattdessen einfach nur schallend gelacht.

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