Donnerstag, 23. Januar 2014
Alles wie immer
Ein paar Tage lang habe ich mir den Luxus gegönnt, ihr aus dem Weg zu gehen und auch auf gemeinsame Mahlzeiten zu verzichten. Für sie machte das kaum einen Unterschied: Vormittags saufen, mittags schlafen, nachmittags saufen, abends für den mittleren Sohn kochen. Nur, dass sie in meiner Abwesenheit noch weniger Anspruch hat, dass das Ergebnis etwas Essbarem auch nur ähnelt.

Dienstag sah das dann so aus: "Ich mache ihm heute Abend leckere Spaghetti". Dann fischte Sie einen gefrorenen Klotz aus dem Eisfach. Grau-weiß, eine Mischung aus Eiskristallen und Gefrierbrand. Es war wohl mal Hackfleisch. Kochtopf auf den Herd, höchste Stufe und rein mit dem Brocken. Minuten später zog ein ätzender Geruch durch das Haus. Zusammen mit Zigeunersoße aus dem Glas und salzfrei matschig gekochten Nudeln ergab dies das Abendessen. Die Einladung dazu habe ich dankend abgelehnt.

Letztendlich hatte ich doch Erbarmen und gestern und heute das Kochen übernommen. Heute war sie zeitgleich so dermaßen besoffen, dass sie alle paar Minuten torkelnd und sich an Wänden und Türrahmen entlanghangelnd in die Küche kam und versuchte, mir dazwischen zu pfuschen. Dabei stank sie aus dem Maul wie eine ganze Tankstelle. Ich musste all meine Beherrschung aufbringen, um nicht handgreiflich zu werden.

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Mittwoch, 15. Januar 2014
Stillleben
Dienstag.

Heute haben wir uns den ganzen Tag verpasst. Ich war nur abends kurz in der Küche: In der Bratpfanne auf dem Herd lag ein Schnitzel, fett­trie­fend und mit schwarz verbrannten Stellen. Auf dem Holzschneidebrett zwei weitere, roh. Keins von beiden richtig geklopft. Eines voller Salz und Pfeffer (der Begriff "Salzkruste" kam mir in den Sinn), das andere paniert, aber viel zu dünn und lückenhaft. In der Spüle daneben lagen die Scherben der großen Glasschüssel, in der seit Jahren immer der Salat gereicht wurde.

Aus dem Wohnzimmer drang lautes Schnarchen.

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Montag, 13. Januar 2014
ruhiger Auftakt
Das Wochenende verlief ohne nenneswerte Vorkommnisse. Jetzt am Montagnachmittag ist auch noch nicht viel los. Ich war gerade kurz unten: Schon im Flur schlug mir ihre Alkoholfahne entgegen. Sie lang schwer schnarchend auf der Couch, in der Glotze lief irgendetwas. Hinter der Tür im Arbeitszimmer stand die fast leere Weinflasche. Die wievielte es war, lässt sich nicht sagen.

Wenn sie gleich wieder zu sich kommt, wird sich entscheiden, ob es das für heute war oder ob es heute Abend wieder Erwähnenswertes zu berichten gibt.

Update: Sie hat sich den restlichen Tag über nur noch von der Couch erhoben, um Wein (mindestens eine weitere Flasche) nachzugießen. Ich traf sie am Abend im Flur. Das Gesicht gerötet, die Frisur völlig zerzaust. Sie wirkte desorientiert und hatte eine starke Fahne.

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