Dienstag, 3. September 2013
Nachschlag
Da schreibe ich endlich nach zig Wochen wieder etwas und muss gleich nochmal nachlegen. Denn am Nachmittag, als ich den letzten Text geschrieben habe, lag sie angesoffen in ihrem Wohnzimmer auf der Couch und schnarchte wie ein Tier und ich dachte, der Drops wäre für heute gelutscht. Aber Pustekuchen!

Manches davon stammt aus zweiter Hand, aber ihr Nachmittag lässt sich ungefähr so rekonstruieren: Aus dem Suff wachgeworden, mit dem Auto (!) zum Supermarkt gefahren um Nachschub zu kaufen, zurück daheim vor der Glotze abwechselnd weiter gesoffen und geschlafen. Versucht, die Essensreste von gestern (Schweinefiletmedallions mit Bratkartoffeln und Prinzessinenbohnen) im Backofen aufzuwärmen, dabei eingeschlafen. Wach geworden, als die schwarzen Qualmwolken aus den Ofen einen ihrer Söhne alarmiert haben, irgend etwas Unverständliches von "Mittagessen" gefaselt (um 21 Uhr), wieder zurück auf die Couch und weiter geschlafen. Herzlichen Glückwunsch!

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Montag, 2. September 2013
Sommer
In den letzten Wochen habe ich zwar einige Texte begonnen, aber keiner dieser halbfertigen Ansätze hat es in dieses Blog geschafft. Es ödet mich einfach zu sehr an.

Natürlich hat sie in der Zwischenzeit nicht aufgehört zu saufen. Nur die extremsten Exzesse, bei denen sie selbst die Fähigkeiten zu aufrechtem Gang oder Kommunikation durch Sprache vollständigt verliert, haben sich von drei bis fünf Mal pro Woche auf ein bis drei Mal pro Woche reduziert. Aber das ist keine wirkliche Verbesserung.

Auch der größte Aufreger - das Mittagessen - ist deutlich entschärft. Nicht, weil sie aufgehört hätte, im Suff Unbeschreibliches zusammenzumanschen und dies anderen als Nahrung vorzusetzen, sondern schlicht weil ich in den letzten sieben Wochen meist an je fünf Tagen das Kochen übernommen habe.

Es gibt immer noch genügend Tage wie denjenigen, als sie mittags so besoffen war, dass sie beim Versuch, den Flur entlang zu gehen, an jeder Seitenwand pro laufenden Meter mindestens einmal angestoßen ist. Beim Versuch, sich an den Esstisch zu setzen, hat sie erst einmal ihren Stuhl umgeworfen und ist dann selbst darüber gefallen. Als sie es endlich geschafft hatte, den Stuhl aufzurichten und sich drauf zu setzen, landete ihr Besteck auf dem Fußboden. Und so weiter.

Oder als ihr jüngster Sohn für einen Tag zu Besuch war und sich am Abend bei ihr verabschieden wollte. Er war schon fast aus der Tür, als sie es schaffte, sich von der Couch aufzurappeln und ihn schwankend und lallend zu verabschieden. Sie muss wohl etwas lustiges gesagt haben, sie hat dabei gelacht. Wir anderen nicht.

Vergangene Woche hat sie wieder richtig Gas gegeben. Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag. Und heute - wieder Montag - geht es weiter.

Letzten Freitag wollte ich Wäsche waschen. Natürlich habe ich eigene Waschmaschine und Wäschetrockner, aber da wir hier mehr Geräte als Hausbewohner haben, benutzen wir aus Platz- und praktischen Gründen alle die selben. Als ich in die Trommel schaue, bemerke ich eine ihrer Unarten: Dreckige Wäsche schon mal in die Trommel zu stopfen, aber die Maschine noch nicht einzuschalten, weil sie noch nicht voll ist oder noch ein bestimmtes Teil dazu kommen soll oder was-weiß-ich. Dieses Mal fiel eines jedoch an der weißen Dreckwäsche sofort ins Auge:

Sie hatte sich offensichtlich im Suff in die Hose geschissen!

Ich habe dann meinen Brechreiz unterdrück, die doppelte Menge Waschmittel eingefüllt, dazu den antibakteriellen Hygienespüler, den ich für meine Sportkleidung benutze, und dann mit Vorwäsche auf Kochwäsche 95° eingeschaltet. Meine eigene Wäsche habe ich natürlich vertagt. So etwas ist einfach nur abartig!

Samstag hat sie unter Anderem im Vollrausch einen ihrer Söhne angerufen und ihm derart abstrusen Blödsinn erzählt, dass der mich später als zweite Quelle angerufen hat. Als ich sie am nächsten Tag fragte, warum sie ihm so einen Unsinn erzählt hat, klang das so:

Sie: "Den habe ich doch schon seit über einer Woche nicht mehr angerufen."
Ich: "Doch, gestern drei Mal, sieht man doch im Anrufverlauf."
Sie: "Aber da war nur die Mailbox dran."
Ich: "Mit der kann man keine sechs Minuten lang telefonieren."
Sie: "Mag sein, aber [...] habe ich ihm auf gar keinen Fall erzählt!"

So einen Filmriss hätte ich hier manchmal auch gerne...

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Montag, 15. Juli 2013
Montag
Als ich gegen Mittag die Wohnung betrat, war schon klar, wohin die heutige Reise (mal wieder) gehen würde. Die Küche sah aus, als wäre eine Bombe explodiert. Sie hatte sich offensichtlich Butterbrote gemacht. Die Arbeitsplatte lag voll mit vollen und leeren Aufschnittverpackungen, schief abgeschnittenen Brot-"Scheiben", zwei Messern und einem Stück Butter, an dessen Muster man erkennen konnten, dass die Katzen schon dran genascht hatten. Die Spülmaschine war voll mit sauberem Geschirr - offensichtlich war sie einfach zu faul es auszuräumen. Und das scheinbar bereits seit mehreren Tagen, wie der Stapel dreckigen Geschirrs in der Spüle vermuten ließ. Aus dem Arbeitszimmer hörte man das schnelle Klicken einer Tastatur. Offenbar nutzte sie ihren "bewusstseinserweiterten" Zustand dafür, wieder Seitenweise Bullshit ins Soziale Netzwerk zu pusten.

In diesem Zustand war es wohl an mir, für ein richtiges Mittagessen zu sorgen, niemand anders im Hause wäre dazu in der Lage. Ich entschied mich für Hähnchenschenkel in Senf-Honig-Kruste vom Grill, dazu Pommes und einem Tomaten-Feldsalat und einer Orangen-Vinaigrette. Sie entschied sich dafür, sich mit ihrem Rausch auf die Couch zu verfrachten und dort abartig laut zu schnarchen.

Während das Fleisch langsam auf dem Grill brutzelte und ich mich zwischenzeitlich in mein Stockwerk zurückgezogen hatte, sah ich durchs Fenster ihren Freund auf den Vorplatz fahren. Ob sie ihm einfach nicht geöffnet hat, sie ihn unter einem "Vorwand" (Ausreden von Leuten, die stinken wie ein ganzer Schnapsladen, sind immer besoders toll) hinauskomplimentiert hat oder er sie von der Terrasse auf der Couch gesehen hat und gleich wieder gefahren ist, weiß ich nicht, aber als ich fünf Minuten später wieder schaute, waren sowohl er als auch sein Auto verschwunden.

Dafür war sie wieder wach, man hörte wieder wildestes Tastaturklimpern, regelmäßig unterbrochen von einem lauten Schnaufen, als würde sie eine Schwere Last schleppen.

Am Esstisch dann lallte sie ein paar unverständliche Sätze, bevor sie sich an den Hähnchenschenkeln zu schaffen machte. Dieses Schauspiel war durchaus interessant; ich habe schon Dokus mit Schimpansen gesehen, die das besser hinbekommen haben. Völlig egal ob mit Besteck oder mit den Fingern, so richtig wollte es nicht funktionieren.

Während des Essens kam ihr Sohn, der Ingenieur zurück. Sie wechselten ein paar Sätze, dann drehte er sich zu mir um, verdrehte die Augen und machte ein Handzeichen, als würde jemand ein Glas auf ex austrinken. Ich nickte.

Nach dem Essen versuchte ich, die Küche auf- und die Spülmaschine auszuräumen, was immer wieder dadurch erschwert wurde, dass sie herein kam, eine Handvoll übriggebliebene Pommes aus der Schale aß und begann, in dem Chaos runzumengen. Als sie dann das dreckige Geschirr zu dem sauberen Geschirr in die Spülmaschine räumen wollte, konnte ich sie gerade noch aufhalten. Sie brauchte - mit dem dreckigen Teller in der Hand und offenem Mund vor der Spülmaschine stehend - ungelogen eine volle Minute, bevor die Erkenntnis den Nebel durchdrungen hatte, warum es keine gute Idee war, dreckiges Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen, die noch randvoll mit frisch gespültem Geschirr war. Daraufhin habe ich sie aus der Küche geworfen. Die Idee, ihr die Schale mit den Pommes neben den PC zu stellen, war wohl nicht so verkehrt, denn von da an blieb sie der Küche fern.


Ich würde mich wirklich freuen, wenn ich sie für den Rest der Woche nicht mehr sehen bräuchte, aber leider ist heute erst Montag.

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