Dienstag, 28. Januar 2014
Mut zur Lücke
Neulich schaute ich abends bei ihr vorbei. Sie war gerade dabei zu kochen und hatte schon den Tisch gedeckt. Offensichtlich hatte sie sich wie immer derb einen eingeschenkt. Ich fragte sie, ob ihr Sohn schon da sei (er ist der Grund, warum es warmes Essen erst abends gibt). Sie verneinte. Darauf meinte ich, dass sie dann doch essen solle, da ihr Sohn 90 Minuten zu spät sei. Entweder machte er richtig viel Überstunden oder wäre noch mit der Freundin unterwegs, aber nach mehr als 90 Minuten brauche man wohl nicht auf ihn zu warten.

Wir setzten uns und aßen. Da hörten wir Schritte im Treppenhaus, die Wohnungstür ging auf und wieder zu, Schritte im Flur. Ihr Sohn stand in der Tür.

"Das ist ja schön, dass ihr schon ohne mich anfangt."
"Ach, da bist du ja, wieso kommst du so spät?"
"Hallo?! Ich bin seit eineinhalb Stunden zu hause und warte aufs Essen."
"Dann hättest du ruhig mal 'hallo' sagen können, anstatt dich einfach nach oben zu schleichen."
"Ich habe dich begrüßt, ich habe in der Küche direkt neben dir die Katzen gefüttert, wir haben uns über die Arbeit unterhalten!"
"Ach, Blödsinn, das kann ja gar nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen."
Er schüttelte nur noch den Kopf.

Danach habe ich mir bei jeder Gelegenheit einen Spaß daraus gemacht, ihn zu ermahnen, sich nicht vorbei zu schleichen und alle zu begrüßen. Er fand das nicht witzig. Nicht ein Bisschen!

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