Montag, 27. Januar 2014
Montag
Heute Morgen sah ich sie kurz durch die Glastür ihrer Wohnung. Sie kam aus dem Arbeitsszimmer und ging den Flur entlang. Fast normal, aber dann ein Ausfallschritt nach rechts, mit der Schulter gegen die Wand, dann weiter geradeaus. Es war mal wieder klar, wohin die Reise gehen würde.

Am Abend bat sie mich, für ihre Familie zu kochen. Italienische Gemüsepfanne. Sie wollte auch schon alles vorbereiten. Ich komplimentierte sie aus der Küche, bevor sie anfangen konnte. Ob ich es ihr nicht zutrauen würde, Gemüse klein zu schneiden? Doch natürlich...

In Wahrheit wäre sie dazu nicht mal nüchtern in der Lage. Gleiches Gemüse in gleich große Stücke, verschiedene Sorten in verschieden große Stücke, die Größe antiproportional zur Garzeit - genau so gut hätte sie versuchen können, ein Gedicht auf Farsi auswendig zu lernen.

Hätte ich sie machen lassen, hätte sie wohl das fünffache der benötigten Menge so zerhäckselt, dass man daraus nichts mehr hätte kochen können. Dazu hätte sie sich sicher übelst in den Finger geschnitten. Wahrscheinlich hätte sie sogar angefangen, selber zu kochen. Halb verkohlt, halb roh, völlig versalzen. Im besten Fall.

Immer wieder kam sie in die Küche und fragte, was sie helfen könnte. Dazwischen verschwand sie wieder nach nebenan. Schraubverschluss auf, gluckgluckgluck, Schraubverschluss zu. Mmmhhmmm, der Kampf mit dem Sodbrennen. Dann stand sie wieder da.

Ich bat sie, den tisch zu decken. Das tat sie. Minuten später stand sie wieder da. Als ich sie ignorierte, erklärte sie, dass sie jetzt den Tisch decken würde. Dann stand sie mehrere Minuten vor dem bereits gedeckten Tisch. Etwas stimmte nicht mit ihrem Plan, sie kam nur nicht darauf, was es war. Dann ging sie wieder nach nebenan. Gluckgluckgluck. Mmmmhhmmm.

Während des Essens pustete sie ständig auf ihre Gabel. Die ätzende Weißweinfahne schlug mir brutal ins Gesicht. Wieder. Und wieder. Ich hätte kotzen können.

Eigentlich will ich nur noch kotzen.

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