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Dienstag, 28. Januar 2014
Erwartungen
abgesoffen, 07:44h
Von ihr habe ich nichts zu erwarten. Das meinte ihr mittlerer Sohn vor ziemlich genau einem Jahr zu mir. Und das meinte er nicht einmal im Sinne materieller Werte.
Wir alle haben Erwartungen, am so ziemlich jeden. Von Verkehrsteilnehmern erwarte ich, dass sie die Verkehrsregeln kennen und einhalten und dass sie ihr Fahrzeug unter Kontrolle haben. Von Kassiererinnen erwarte ich, dass sie mir den korrekten Preis nennen und mir passend Wechselgeld zurück geben. Von Menschen in einem Lokal erwarte ich, dass sie es unterlassen, hörbar zu rülpsen, schmatzen oder zu furzen. Ganz allgemein erwarte ich, dass sich jemand eine Hose anzieht, bevor er das Haus verlässt. Unter anderem.
Von ihr aber habe ich tatsächlich nichts mehr zu erwarten. Ihr Sohn meinte damals sinngemäß zu mir: 'Sie war noch nie die hellste Kerze auf der Torte, aber in den letzten Jahren hat sie sich ihr Bisschen Resthirn rückstandsfrei weggesoffen.' Damals war mir die Tragweite dieser Aussage noch nicht in Gänze klar und ich wollte es nicht wahr haben, doch mittlerweile weiß ich, er hatte und hat Recht.
Wenn sie sich morgens eine Hose anzieht, bevor sie das Haus verlässt, dann nicht, weil man das von ihr erwarten kann. Das ist nur noch blanker Zufall.
Wir alle haben Erwartungen, am so ziemlich jeden. Von Verkehrsteilnehmern erwarte ich, dass sie die Verkehrsregeln kennen und einhalten und dass sie ihr Fahrzeug unter Kontrolle haben. Von Kassiererinnen erwarte ich, dass sie mir den korrekten Preis nennen und mir passend Wechselgeld zurück geben. Von Menschen in einem Lokal erwarte ich, dass sie es unterlassen, hörbar zu rülpsen, schmatzen oder zu furzen. Ganz allgemein erwarte ich, dass sich jemand eine Hose anzieht, bevor er das Haus verlässt. Unter anderem.
Von ihr aber habe ich tatsächlich nichts mehr zu erwarten. Ihr Sohn meinte damals sinngemäß zu mir: 'Sie war noch nie die hellste Kerze auf der Torte, aber in den letzten Jahren hat sie sich ihr Bisschen Resthirn rückstandsfrei weggesoffen.' Damals war mir die Tragweite dieser Aussage noch nicht in Gänze klar und ich wollte es nicht wahr haben, doch mittlerweile weiß ich, er hatte und hat Recht.
Wenn sie sich morgens eine Hose anzieht, bevor sie das Haus verlässt, dann nicht, weil man das von ihr erwarten kann. Das ist nur noch blanker Zufall.
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Mut zur Lücke
abgesoffen, 06:58h
Neulich schaute ich abends bei ihr vorbei. Sie war gerade dabei zu kochen und hatte schon den Tisch gedeckt. Offensichtlich hatte sie sich wie immer derb einen eingeschenkt. Ich fragte sie, ob ihr Sohn schon da sei (er ist der Grund, warum es warmes Essen erst abends gibt). Sie verneinte. Darauf meinte ich, dass sie dann doch essen solle, da ihr Sohn 90 Minuten zu spät sei. Entweder machte er richtig viel Überstunden oder wäre noch mit der Freundin unterwegs, aber nach mehr als 90 Minuten brauche man wohl nicht auf ihn zu warten.
Wir setzten uns und aßen. Da hörten wir Schritte im Treppenhaus, die Wohnungstür ging auf und wieder zu, Schritte im Flur. Ihr Sohn stand in der Tür.
"Das ist ja schön, dass ihr schon ohne mich anfangt."
"Ach, da bist du ja, wieso kommst du so spät?"
"Hallo?! Ich bin seit eineinhalb Stunden zu hause und warte aufs Essen."
"Dann hättest du ruhig mal 'hallo' sagen können, anstatt dich einfach nach oben zu schleichen."
"Ich habe dich begrüßt, ich habe in der Küche direkt neben dir die Katzen gefüttert, wir haben uns über die Arbeit unterhalten!"
"Ach, Blödsinn, das kann ja gar nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen."
Er schüttelte nur noch den Kopf.
Danach habe ich mir bei jeder Gelegenheit einen Spaß daraus gemacht, ihn zu ermahnen, sich nicht vorbei zu schleichen und alle zu begrüßen. Er fand das nicht witzig. Nicht ein Bisschen!
Wir setzten uns und aßen. Da hörten wir Schritte im Treppenhaus, die Wohnungstür ging auf und wieder zu, Schritte im Flur. Ihr Sohn stand in der Tür.
"Das ist ja schön, dass ihr schon ohne mich anfangt."
"Ach, da bist du ja, wieso kommst du so spät?"
"Hallo?! Ich bin seit eineinhalb Stunden zu hause und warte aufs Essen."
"Dann hättest du ruhig mal 'hallo' sagen können, anstatt dich einfach nach oben zu schleichen."
"Ich habe dich begrüßt, ich habe in der Küche direkt neben dir die Katzen gefüttert, wir haben uns über die Arbeit unterhalten!"
"Ach, Blödsinn, das kann ja gar nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen."
Er schüttelte nur noch den Kopf.
Danach habe ich mir bei jeder Gelegenheit einen Spaß daraus gemacht, ihn zu ermahnen, sich nicht vorbei zu schleichen und alle zu begrüßen. Er fand das nicht witzig. Nicht ein Bisschen!
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